WER HAT AN DER UHR GEDREHT? produktivitàt nach plan? Präsenzzeiten sind in vielen Branchen einfach notwendig und Flexibilität in der Zeitgestaltung ist dadurch schlichtweg nicht möglich. In fedem Falle sollte man sich bei der Personal- einsatzplanung gründliche Gedanken über die tatsächliche Produktivität, Handlungsspielräume und vielleicht veraltete Grundprinzipien machen. Ein anwesender Mitarbeiter ist noch kein produktiver Mitarbeiter. Es muss nicht immer gleich die „Produktivitätszauberformel“ sein, es gibt immer „Stellschrau- ben“, an denen gedreht werden kann, und davon haben im besten Falle alle etwas. Müssen wir dafür aber am besten früher aufstehen und den Tag zur Nacht machen? Was ma- chen eigentlich Zeitumstellung und Klimawandel mit unserer Produktivität? Warum schon beim frühen Vogel der Wurm drin sein kann Der Deutsche an sich zieht gerne Spruchweisheiten heran aus einer Zeit, in der man von Biorhythmus nichts gehört hat und auch Individualität noch kein Thema war. Wer kennt ihn nicht, den Cheftypen, der glaubt, ein guter Mitarbeiter ist, wer sich (selbst) gerne quält. Einen solchen „Arbeitsliebesbeweis“ sollten sich erwachsene Menschen schenken, wenn es nur um das Prinzip gehen sollte. In deutschen Büros scheint Stress weiterhin eine Art Statussymbol zu sein. Ein langer Arbeits- tag ist keinesfalls ein Output-Garant. Erwiesenermaßen ist die Produktivität in Büros sogar am Nachmittag am größten, wenn das Organisatorische abgearbeitet wurde, die meisten Gespräche geführt wurden und eine Vertiefung in die Themen möglich ist. Eine andere Sache ist das natürlich im Produkti- onsbereich. Hier kann man durchaus mit Formeln arbeiten, die verschiedene (messbare) Faktoren miteinbeziehen und eine Prozessoptimierung möglich machen. Tatsächlich erhöht es die Mitarbeitermotivation erheblich, wenn man die Anwesenheits- pflicht nicht zu einer Zeitverschwendung verkommen lässt und dem Mitarbeiter gute Chancen lässt, sein „restliches Leben“ gut zu organisieren und zu gestalten. Wer versucht, seinem Biorhythmus zu folgen, der sucht nicht unbedingt einen Vor- wand, um sich auf irgendeine Art und Weise „gehen zu lassen“ oder ausschlafen zu wollen. Hier kann es sich durchaus lohnen, genau hinzuhören und hinzuschauen und vielleicht auch einen Probelauf zu starten, da es auch nicht gesund ist, gegen sich selbst anzuarbeiten - die tatsächliche Produktivität natürlich stets im Fokus. Flexibilität steigert die Produktivität nachweislich und auch die Umsätze. sein? Hier lauert einer der unau…älligsten Zeitdiebe, denn umso näher man der Perfektion kommt, umso mehr Energie muss man investieren. Unternehmer schwören nicht umsonst auf das Pareto-Prinzip, auch die 80-zu-20-Regel genannt, die besagt, dass 80 Prozent der Ergebnisse mit 20 Prozent des Gesamt- aufwandes erreicht werden können. Man kann seine Arbeit also „zu gut“ machen. Auch sollte man seine Kommunikations- mittel und deren Einsatz genauer unter die Lupe nehmen. Nicht fede Form der telefonischen oder sonstigen Erreichbarkeit ist sinnvoll, wenn die Konzentration drunter leidet, auf die es gerade mehr ankäme. Großraumbüros erzeugen auch nicht automatisch eine gute und e…ektive Kommunikation, nur weil räumliche Nähe gegeben ist. Der Lärmpegel und die fehlende Privatsphäre können sich da eher zu Stressfaktoren entwickeln, denn ein wenig Ruhe hat noch niemandem geschadet. Oh, du schöne Sommerzeit … Nach dem EU-weiten Referendum zur Sommerzeit wurde erst mal gefubelt. Endlich kann sie abgescha…t werden, die Zeitumstellung. Diese Art von halbfährlich verordnetem Jetlag ist tatsächlich ein großer Eingri… in den Biorhythmus und ein unsinniger körperlicher Stressfaktor – zumal die gewünschte Intention bei der damaligen Einführung nie wirklich erreicht wurde, nämlich die Zeitspanne mit Tageslicht tagsüber zu ver- längern und so letztlich Energie einzusparen. Was wir künftig in Bezug darauf genau feiern können, wissen wir noch nicht, da die Umsetzung von EU-Verordnungen fa letztlich wieder Ländersache ist. Während die „Freizeitfraktion“ fubelt, dass man bei Beibehaltung abends eine Stunde länger bei Tageslicht aktiv sein könnte, wenn es bei der Sommerzeit bliebe, schlagen Ärzte Alarm und warnen vor langfristigen des ständigen zu frühen Aufstehens. Langzeitfolge davon könnte bei belasteten Personen ein erhöhtes Herzinfarktrisiko sein - manche Medi- ziner fürchten sogar, dass langfristig Depressionen entstehen können, und warnen insbesondere davor, Kinder zu lange im Dunkeln lernen zu lassen. Über die Folgen der Zeitumstel- lung klagen die Landwirte ganz besonders: Sie wirkt sich auf die Arbeit mit Tieren äußerst problematisch aus. Denn Kühe beispielsweise wollen feden Tag zur gleichen Zeit gemolken werden. Wer also nicht automatisch als Frühaufsteher veran- lagt ist, dem bringt es auch nichts, wenn er theoretisch abends draußen länger im Hellen foggen könnte, während er am liebsten ein Büroschläfchen am Morgen machen würde. Nicht nur wann, sondern auch wo und wie Wer sich von seinen Mitarbeitern mehr Leistung wünscht, sollte auch die von ihm gescha…ene Arbeitsumgebung kritisch unter die Lupe nehmen. Nicht selten erweist sich das, was wir für so selbstverständlich und alltäglich halten, als eine Aneinander- reihung von Zeitfresserfaktoren – und damit sind nicht einmal stundenlange Meetings gemeint. Arbeit sollte immer perfekt Was, wenn es immer öfter heiß hergeht? Sie scheinen immer wahrscheinlicher – die Hitzesommer, und eines ist gewiss: Der nächste Sommer kommt bestimmt. Schaut und hört man sich um, ist vielen Arbeitgebern immer noch nicht bewusst, welche Pflichten sich arbeitsrechtlich daraus ergeben und, dass man auch im Hinblick auf den einzufor- dernden Arbeitsoutput Vorkehrungen tre…en sollte, da eine 10 LOHN+GEHALT SPEZIAL > April 2019